Baden-Württemberg hat im Oktober 2024 als erstes Bundesland eine großangelegte 36-Stunden-Katastrophenschutzübung im Rahmen des Union Civil Protection Mechanism (UCPM) durchgeführt. Unter dem Namen Magnitude trainierten über 1.800 Einsatzkräfte, darunter rund 250 ausländische Kräfte aus der EU und der Schweiz, an mehreren Standorten – unter anderem auch im Neckar-Odenwald-Kreis. Allein in Mosbach waren rund 525 Übungsteilnehmerinnen und -teilnehmer mit über 100 Fahrzeugen, zwei Hubschraubern und 15 Rettungshunden im Einsatz.
Aufgaben der IuK-Gruppe
Die IuK-Gruppe des Neckar-Odenwald-Kreises unterstützte den Führungsstab im Landratsamt Mosbach. Von dort wurde die Verbindung zu den Einsatzstellen und zur Base of Operation (BoO) in Neckarelz hergestellt und die Stabsarbeit technisch wie kommunikativ abgesichert.
Parallel fungierte der ELW2 am Messplatz in Neckarelz als Meldekopf für die ausländischen Einheiten und unterstützte dort direkt den Leiter der größten BoO im Landkreis. Mit einem 20-köpfigen Team – verstärkt durch die Führungsgruppe der Feuerwehr Walldürn – waren beide Standorte über 36 Stunden ununterbrochen im Schichtbetrieb besetzt, der ELW2 sogar mehr als 50 Stunden. Währenddessen waren dauerhaft mindestens vier Kräfte im ELW2 und drei im Führungsstab tätig; in Spitzenzeiten bis zu zehn Kräfte parallel.
Einsatzgeschehen in Schwarzach und Mosbach
Die Gemeinde Schwarzach und die Stadt Mosbach bildeten zentrale Übungsorte.
Schwarzach (Johannes-Diakonie)
Hier stand die Evakuierung eines Wohngebäudes für Menschen mit Hilfebedarf im Vordergrund. Das Szenario: Nach fiktiven Erdbebenschäden musste das Gebäude geräumt werden. Mobilere Bewohnerinnen und Bewohner, aber auch Menschen mit erheblichen Einschränkungen, wurden durch rund 50 Einsatzkräfte des DRK Baden-Württemberg mit zehn Fahrzeugen evakuiert. Auch die Johannes-Diakonie nutzte die Übung, um ihre eigenen Notfall- und Evakuationspläne einem realistischen Stresstest zu unterziehen.
Mosbach
Hier lag der Schwerpunkt auf Such- und Rettungsmaßnahmen im fiktiven Uniklinikum. Verschüttete Personen wurden aus Trümmern befreit, medizinisch versorgt und einsturzgefährdete Gebäude mit Bauholz und Stämmen abgestützt. Zudem mussten Brandschutzmaßnahmen eingerichtet werden. Eine besondere Herausforderung stellten die Eigenheiten eines Krankenhauses dar, das vor dem fiktiven Erdbeben eine große Anzahl an Personen beherbergte und zusätzlich viele Gefahrenquellen, wie z.B. radioaktive Strahler, bot.
Ein weiterer Schwerpunkt war die Wasserversorgung der Bevölkerung: Über die Wasseraufbereitung der Kameraden aus Österreich aus der Elz wurde die Versorgung durch KAT-S Einheiten des NOK sichergestellt – eine aufwändige Logistik, die eine enge Abstimmung zwischen den Einheiten verlangte.
Für den Führungsstab und die IuK-Gruppe galt es, die Kommunikation zwischen den Einsatzabschnitten aufrechtzuerhalten, Sektoren für die Abarbeitung abzustimmen und Transporte – etwa von per Luftweg anrückenden Einheiten – zu organisieren. Hinzu kam die Versorgung der Einsatzstellen mit Material wie Bauholz.
Da die internationalen Einheiten das regionale Funknetz nicht nutzen konnten, erfolgte die Abstimmung oft über Telefonie, E-Mails oder direkt im Gespräch mit der Urban Search and Rescue Coordination Cell (UCC) am Messplatz.
Rund um die Base of Operation
Die Base of Operation in Neckarelz war Dreh- und Angelpunkt für die internationalen Einheiten. Auch die BoO in einem Erdbebengebiet stellte die Einsatzkräfte auch organisatorisch vor Herausforderungen wie beispielsweise:
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Sicherheitskräfte mussten eingesetzt werden, um das wertvolle technische Equipment zu schützen.
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Die nahegelegene Schule führte regelmäßig zu blockierten Zufahrten durch „Elterntaxis“, die polizeilich geregelt werden mussten.
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In Zusammenarbeit mit den Abfallbetrieben wurde ein Müllplatz eingerichtet, um die Entsorgung sicherzustellen.
Ein besonderes Szenario waren fiktive Nachbeben, die eine komplette Evakuierung der BoO erforderten. Dafür waren im Vorfeld Sammelplätze eingerichtet und beschildert worden, sodass die Kräfte geordnet zusammengeführt werden konnten.
Neues Level der digitalen Zusammenarbeit
Erstmals wurde im Rahmen einer Großübung auch Videotelefonie zwischen den Standorten eingesetzt, um die Führungsarbeit zu optimieren. Besonders herausfordernd war die enge Zusammenarbeit mit internationalen Einheiten: Sprachliche Barrieren, unterschiedliche technische Standards und abweichende organisatorische Abläufe mussten überwunden werden. Hier zeigte sich die hohe Professionalität aller Beteiligten – sowohl der internationalen Task Forces als auch der lokalen Kräfte.
Spannend war zudem der Einsatz satellitengestützter Systeme wie Kopernikus zur Lageerkundung sowie die Einbindung von Statusinformationen der Vereinten Nationen (UN).

Die Übung Magnitude 2024 hat eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig abgestimmte Führungsstrukturen, moderne Kommunikationsmittel und eine funktionierende internationale Zusammenarbeit im Katastrophenschutz sind. Das Land Baden-Württemberg zog bereits ein positives Fazit: Die Übung habe verdeutlicht, „wie Einsatzkräfte aus dem In- und Ausland im Ernstfall Hand in Hand zusammenarbeiten können“ (Innenministerium BW).
Quellen + Fotos: Mitglieder der ELW2-Gruppe, Innenministerium Baden-Württemberg