In Schefflenz ist der neue Einsatzleitwagen 2 des Neckar-Odenwald-Kreises stationiert und wurde am Sonntag offiziell übergeben – Bericht vom 4. Februar 2020 in der Rhein-Neckar-Zeitung
Der eigentliche Star des Vormittags musste draußen bleiben. Für den Rathaussaal in Schefflenz wäre der neue ELW 2 aber auch etwas zu groß. 16 Tonnen schwer, 11,25 Meter lang, 2,55 Meter breit und 3,34 Meter hoch ist der neue Einsatzleitwagen des Neckar-Odenwald-Kreises, der (wie sein Vorgänger) in Schefflenz stationiert ist. Eine weitere Zahl ist auch nicht zu vernachlässigen: 565.117 Euro kostete der ELW 2, 102.000 Euro steuerte das Land bei, weshalb auch Minister Peter Hauk zur offiziellen Übergabe nach Schefflenz gekommen war. Den musikalischen Rahmen gestalteten Sängerin Madita Bauer und Eva Sassenscheidt-Monninger von der Musikschule Mosbach.
Die Begrüßung der Gäste übernahm Kreisbrandmeister Jörg Kirschenlohr, zehn Minuten lang nannte er die Namen der Ehrengäste. „Das Wichtigste sind die Menschen“, befand Kirschenlohr und meinte damit die Feuerwehrmänner und -frauen. Mit moderner und neuer Ausstattung schaffe man nicht nur beste Rahmenbedingungen, sondern motiviere auch dazu, sich in der Feuerwehr zu engagieren. „Ich hoffe, dass wir uns ganz selten sehen“, sagte Kirschenlohr in Richtung der ELW2-Gruppe.
Bürgermeister Rainer Houck (Schefflenz) blickte zurück auf die Beschaffung des ersten Einsatzleitwagens. Der Kreis war 1995 verpflichtet worden, einen solchen Einsatzleitwagen zu stationieren. Helge Krämer entdeckte damals ein ausgemustertes Kabelmobil der Telekom auf einem Abstellplatz in Osterburken. Nachdem die Zusage vom damaligen Landrat, dem Kreisbrandmeister wie auch Houcks Vorgänger kam und das Kernkraftwerk Obrigheim eine Spende bewilligte, wurden Nägel mit Köpfen gemacht: Im Juli 1995 kam das Fahrzeug nach Schefflenz. Rund 53.500 DM kosteten Beschaffung und Einrichtung damals, 25 Jahre war das Fahrzeug nun im Dienst. „Das neue Fahrzeug kann Ihnen die Arbeit zwar nicht abnehmen, aber es wird Erleichterung verschaffen und auch ein Stück mehr Sicherheit“, meinte Rainer Houck.
Landrat Dr. Achim Brötel freute sich eingangs besonders über die „funkelnden Augen“ der ELW2-Mitglieder, wenn auch die Rede auf den neuen Einsatzleitwagen 2 kommt. „Hinter uns liegt aber nicht nur in zeitlicher Hinsicht eine lange Wegstrecke, sondern eben auch ein echtes Wechselbad der Gefühle“, sagte Brötel. Sechs Mal wurde der Liefertermin verschoben. „Dabei war der Ausgangspunkt des Ganzen absolut klar: Unser alter ELW 2 war inzwischen nämlich einfach zu alt, um seinen Zweck überhaupt noch erfüllen zu können“, so Brötel. Dem ELW 2 komme eine absolute Schlüsselrolle zu – und zwar sowohl, wenn es um die Unterstützung der Einsatzleitung bei Großeinsätzen im gesamten Landkreis geht, als auch bei Wartungsarbeiten, Instandsetzungen oder Ausfällen in der Leitstelle selbst. „Im Grunde ist das nichts anderes als eine fahrbare Einsatzzentrale mit vier Funkarbeitsplätzen und einem Besprechungsraum“, erklärte Achim Brötel.
Die Anschaffungskosten trug der Landkreis – er hatte aber (mehr als) tatkräftige Unterstützung der ELW2-Gruppe, mehr als 100 Urlaubstage und unzählige weitere Freizeit-Stunden wurden für die Einrichtung des Wagens investiert. Unentgeltlich. Ehrenamtlich. Brötel: „Um das wenigstens symbolisch auch etwas zu würdigen, haben wir uns dazu entschlossen, eine kleine ELW 2-Trophäe herstellen zu lassen.“
Hintergrund
Im Oktober 2016 wurde der ELW 2 ausgeschrieben, am 13. Februar 2017 erhielt "Blickle & Scherer Kommunikationstechnik" den Auftrag. Geliefert wurde das Fahrzeug am 29. November 2019. Das Fahrzeug kostete den Kreis 565.117,43 Euro, das Land schoss 102.000 Euro zu. Technische Daten: Das Fahrzeug hat einen Sechszylinder-Diesel-Motor mit 10.518 Kubikzentimeter Hubraum und 360 PS, es ist 16 Tonnen schwer, 11,25 m lang, 2,55 m breit und 3,34 m hoch. An Bord sind u.a. ein Stromerzeuger zur Eigenversorgung, Batterien, vier Funk- bzw. Disponentenplätze, 12 bis 14 parallel nutzbare Arbeitsplätze, 29 Computeranlagen, 31 Antennen auf dem Dach einschließlich einer Satelliten-Schüssel, zwei Antennenmasten, zwölf Funkanlagen, 14 Handsprechgeräte und eine ebenso große Zahl an Telefonen, Telefonfestnetzanschlüsse analog und digital, Mobiltelefonanschlüsse, ein Satellitenanschluss für Datenkommunikation und Fernsehen, ein Smartboard zur Lagedarstellung. "Unser ELW 2 ist nicht nur ein Alleskönner, sondern auch ein kleines technisches Wunderwerk mit einer Vielzahl unterschiedlichster Anwendungen auf engstem Raum", urteilte Landrat Achim Brötel.
Auch Harry Kollmer, Leiter der ELW2-Gruppe, erhielt so eine feuerwehrrote „2“. Er gab einen kurzen Rückblick auf die Geschichte des neuen ELW2. Der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, freute sich über die Übergabe des neuen ELW. „Damit wird gewährleistet, dass die Einsatzkräfte dahin gesteuert werden, wo sie benötigt werden.“
Dass der Leitspruch vieler Feuerwehren – „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“ – heute immer noch aktuell ist, betonten Pfarrer Stefan Albert und Pater Bernard Goworek. „Ihr Feuerwehrmänner handelt in Gottes Auftrag“, betonte Albert. „Es gibt viele Unwägbarkeiten, die ihr nicht in der Hand habt, trotz der Technik. Auch ihr braucht Hilfe von oben“, schloss Albert, bevor Pater Bernard das Fahrzeug segnete. Der Regen sollte dafür kein Hindernis sein. „Helge Krämer hat gesagt, dass das Auto viel schöner leuchtet, wenn es regnet“, scherzte Rainer Houck noch. Angestoßen wurde dann aber doch lieber im Trockenen …
Text und Bilder: Stephanie Kern / Rhein-Neckar-Zeitung – Vielen Dank!