Digitalisierung im Katastrophenschutz

Die ELW2-Gruppe treibt seit über 25 Jahren gemeinsam mit der Stabsstelle Feuerwehr & Bevölkerungsschutz sowie der IT-Abteilung des Landratsamtes die Digitalisierung im Feuerwehrwesen und Katastrophenschutz im Neckar-Odenwald-Kreis voran. Wichtige Themen sind die digitale Alarmierung, die digitale Einsatzführung, der strukturierte Datenaustausch zwischen Leitstelle und Einsatzkräften sowie die digitale Zusammenarbeit – beispielsweise mit der Drohnengruppe und der Einsatzleitung. Dabei arbeitet die Gruppe eng mit den Feuerwehren im Landkreis zusammen: Gemeinsam werden Konzepte entwickelt, Beratung angeboten und praxisnahe Trainings durchgeführt, um die Einsatzkräfte bestmöglich auf digitale Prozesse vorzubereiten.

Eingesetzte Software und Systeme

Der Neckar-Odenwald-Kreis setzt konsequent auf Fireboard als zentrale Lösung für die digitale Einsatzführung. Im Stabsraum stehen für alle Stabsfunktionen, Sichter und Fachberater Notebooks mit Fireboard zur Verfügung. Auch im ELW2 ist die Software auf allen Arbeitsplätzen installiert, ergänzt durch spezielle Notebooks für die Lagekarte sowie die Bereiche S1 bis S4. Mehrere örtliche Führungsgruppen und ELW1 im Landkreis nutzen Fireboard ebenfalls. Dies fördert die Zusammenarbeit im Einsatz über einen Ticker und ermöglicht im Community-Ansatz den Austausch von Daten, Erfahrungen und Best Practices. 

Für die Alarmierung wird Alamos ergänzend zur Alarmierung über POCSAG eingesetzt, das zusätzlich auch für Terminkoordination, Wartung, Dashboards und eine vereinfachte Einsatzführung genutzt werden kann.

Ein weiterer zentraler Baustein im ELW2 ist Swissphone EriX für das Kommunikationsmanagement. Damit lassen sich analoge und digitale Funkkanäle (Tetra) sowie Telefonie steuern – inklusive Aufzeichnung, Dokumentation und direktem Zugriff auf die digitale Alarmierung über einen Touch-DAG.

Der Datenaustausch zwischen Führungsstab und ELW2 erfolgt über eine sicher gehostete Nextcloud-Installation des Landkreises. So stehen auf allen Endgeräten die benötigten Dokumente, Vorlagen und Informationen jederzeit aktuell zur Verfügung.

Auch wenn viele Lösungen heute auf eine stabile Internetverbindung angewiesen sind, ist die Arbeitsweise im Landkreis weitgehend autark möglich: Alle Systeme halten essentielle Daten lokal synchronisiert vor. Fireboard kann zudem ein Peer-to-Peer-Netzwerk aufbauen, das eine vollständige Offline-Nutzung ermöglicht. Jeder Rechner kann dabei als Master fungieren – und so höchste Ausfallsicherheit gewährleisten.

Zur optimalen Kommunikation sind im ELW2 mehrere Mobilfunknetze parallel angebunden. Ergänzend steht über Satellit (Eutelsat) eine zusätzliche Internetverbindung sowie über Inmarsat eine flexible Telefonielösung im Koffer zur Verfügung. Damit bleibt auch in besonderen Lagen – etwa bei einem flächendeckenden Stromausfall – ein sicherer Zugriff auf die Systeme gewährleistet.

Projekte mit der Hochschule Heilbronn

Seit 2013 besteht eine enge Kooperation zwischen der ELW2-Gruppe und der Hochschule Heilbronn (HHN), insbesondere mit dem Studiengang Wirtschaftsinformatik. In gemeinsamen Projekten wurden zahlreiche Fragestellungen zur Weiterentwicklung der digitalen Einsatzführung bearbeitet. Beispiele sind:

  • Marktanalyse für den Führungsstab: Untersuchung und Bewertung von Softwarelösungen, um eine geeignete Anwendung für die Arbeit des Führungsstabes auszuwählen.
  • KI-gestützte Auswertung von Funksprüchen: Entwicklung einer prototypischen Lösung auf Basis von Whisper zur automatisierten Transkription und Analyse von Funksprüchen. Ziel ist es, IuK-Kräfte im Einsatz zu entlasten und die Informationsweitergabe zu beschleunigen.
  • Reassessment der Lösungsarchitektur: Nach über zehn Jahren Betrieb wurde die bestehende Architektur einer umfassenden Neubewertung unterzogen, um sie an aktuelle Anforderungen und den deutlich weiterentwickelten Softwaremarkt anzupassen.

Diese Projekte verdeutlichen, wie praxisnahe Forschung und technologische Innovation in enger Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis zur Modernisierung des Katastrophenschutzes beitragen.